Wie aus einem Teufelskreis ein Engelskreis wurde

 

Vor 1 1/2 Jahren kam der Berner Sennenhund Arthos in unser Leben. Mein Bruder schaffte sich den süssen Welpen an und dieser eroberte das Herz der ganzen Familie im Sturm. Unglaublich, wie schnell auch er uns in sein Herz schloss! Er liebte uns alle, aber vor allem sein Herrchen sehr innig. Keinen Schritt konnte er ohne ihn machen! Er folgte ihm überall hin, war ständig vor oder hinter ihm. Kam Besuch, wurde dieser ebenso lautstark wie stürmisch begrüsst..... Er ist halt noch jung, er muss noch lernen, wie man sich benimmt. Aber, jöööö so süss. Auch im Quartier erhielt er schnell den Namen "Hartbreaker". Jeder und jede beugte sich zu ihm, streichelte ihn und fand es sehr lustig, wie dieses kleine Kerlchen an ihnen hochsprang. Begann da der Teufelskreis zu drehen?

 

Ich erhalte Aufmerksamkeit, super! Also weiter so.....

 

Aus dem kleinen Wollknäuel wurde sehr schnell ein etwas sehr grosses Tier. Mit seinen fast 45 kg. war es nun nicht mehr so lustig, wenn er wie ein übermütiges Pferd auf alle und alles lossprang. Auf unsere Befehle reagierte er nach dem Zufallsprinzip - mal sofort, mal gar nicht.

 

Verschiedene unglückliche familiäre Ereignisse kamen zusammen, weder Meister noch Familienmitglieder hatten die innere Ruhe und die nötige Zeit, sich um die konsequente Erziehung des Tieres zu kümmern. Alle versuchten, nach bestem Wissen und Gewissen mit dem Racker umzugehen. Hier ein gut gemeinter Ratschlag, dort eine ernst gemeinte Rüge, wenn wir etwas strenger mit ihm umgingen. Die Verunsicherung war komplett.

 

Prinz Arthos begann, sich sein Reich aufzubauen, machte mal ganz toll mit, um dann sofort auszuscheren, wenn ihm etwas gar nicht mehr passte. Die Wohnung gehörte langsam hm - er war derjenige, der die Kontrolle übernahm, so im Stil, macht Euch keine Sorgen, ich übernehme das... Langsam aber konsequent wurde er auch auf den Spaziergängen immer fordernder und nahm sich seinen Freiraum. Freundlich, lieb und brav - um dann im nächsten Moment frech und übergriffig durchzubrennen. Herrchen und Frauchen flogen hinter diesem Kraftpacket oft förmlich durch die Gegend.

 

Wir hörten vom Hundehort Chien Chien in Brügg und beschlossen, dass Arthos einmal in der Woche einen Tag mit anderen Hunden verbringen soll. Die Besuche im Hort taten ihm gut, er lernte dort sehr viel - aber zu Hause lief es nicht wirklich optimal.

 

Als sein Besitzer einen Unfall hatte und ihn nicht betreuen konnte, war die einzige Lösung, Arthos von Regina betreuen zu lassen. Begann da der Engelskreis?

 

Sie war sofort bereit, Arthos bei sich aufzunehmen und schlug vor, mit ihm ein Resozialisierungsprogram zu starten. Wie bitte? Moment.... der Hund ist doch sehr sozial, er spielt mit anderen Hunden, beisst nicht und gehorcht doch ab und zu sogar.... Was wir in unsern Überlegungen nicht berücksichtig haben, ist das die Sozialisierung auch in der Gruppe, sprich im Zusammenleben mit uns Menschen spielen muss - und das tat sie ja nun nicht wirklich.

 

Arthos lebte 8 Wochen im Hort. Regelmässig wurde mit ihm trainiert, dies unter der Anleitung von einer Hundetrainerin und Regina. Das Training begann schon bei der Begrüssung, wenn er abgeholt wurde. Schluss mit Hochspringen, winseln und jaulend Aufmerksamkeit einfordern. Rangordnung klären, wer ist hier der Boss und konsequent abmarschieren. Der Lohn war ein so viel ruhigerer Hund, der Tag für Tag sicherer wurde und die Grenzen zwar noch suchte, (und sicher immer wieder suchen wird) aber sie immer schneller und besser akzeptieren konnte. Schritt für Schritt lernten wir gemeinsam zu arbeiten, ein Team zu werden, in dem die Rollen und Aufgaben klar zugeteilt waren. Keine Diskussionen, wer der Chef ist, keine Unsicherheiten, was will wer von wem. Klarheit und Ruhe kehrten ein. Regina unterstütze uns mit unermüdlicher Geduld, gab die Möglichkeit, Patzer wieder auszubessern, die Übergabe noch einmal zu üben, sie motivierte und unterstütze.

 

Da sich der Gesundheitszustand seines Herrchens langsam bessert, besucht Arthos den Hort nun Tagsüber und geht am Abend nach Hause. Dies unter Anleitung und mit klaren Anweisungen, wie mit dem Hund umgegangen werden muss.

 

Es ist unglaublich, welche Fortschritte Arthos in den vergangenen Wochen machen durfte! Die Spaziergänge sind entspannt und machen Hund und Meister Freude. Arthos hat gelernt, seine Kontrolle abzugeben, ein Nein zu akzeptieren und eine respektvolle Distanz zu seinem Herrchen und den anderen Menschen zu wahren und einzuhalten.

 

Es gibt noch viel zu tun, aber Arthos ist viel entspannter, zufriedener und ruhiger. Seinem Herrchen und allen, die mit ihm zu tun haben geht es ebenso.

 

Ohne die tolle Arbeit von Regina, ihrem Team und der Hundetrainerin würden wir uns immer noch im Teufelskreis bewegen. Stress vor, während und nach dem Spaziergang, Stress, wenn es an der Türe klingelt, Stress, wenn jemand in die Wohnung kommt......... Wir bleiben dran, danken aber Regina von ganzem Herzen für Ihren unglaublichen Einsatz - die Betreuung und Begleitung, die sie all den Hunden und den Meistern bietet, ist einfach nur grossartig und sehr, sehr professionell. Ein riesen Merci - auch von Arthos, der vom Kontrollfreak nun langsam zum Familienhund werden kann! Eine Rolle, die ihm definitiv mehr entspricht......

 

Von E. im Oktober 2019